Warum geraten Gesellschaften immer wieder in einen Teufelskreis aus Gewalt, Ausgrenzung und Krieg?
Weil Ungleichheit nicht nur existiert – sondern systematisch reproduziert wird. Eine beträchtliche Anzahl von Individuen fällt durch die Maschen unseres Systems, das sie eigentlich schützen soll. Viele Mitmenschen haben resigniert und haben den Glauben daran verloren, dass sich ihre Situation jemals verbessert.
Gleichzeitig empfinden sich Millionen anderer als überlegen und leiten daraus das (vermeintliche) Recht ab, andere systematisch auszuschließen.
Derjenige, der verliert, sieht sich oft gezwungen, seine Niederlage als ein Zeichen des Scheiterns zu akzeptieren. Stärke avanciert zur sozialen Währung, während Schwäche als moralische Schuld wahrgenommen wird. Diese Denkweise, die oft mit der Annahme verwechselt wird, dass es sich um Kapitalismus handelt, weist die Merkmale des Sozialdarwinismus auf.
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gilt Sozialdarwinismus als typisches Element rechtsextremer Weltbilder – diese begründen die Vorstellung, dass sich in der Gesellschaft „immer der Stärkere durchsetzen“ müsse. Diese Ideologie überträgt biologische Konzepte wie „Survival of the Fittest“ auf das menschliche Zusammenleben – und legitimiert damit Ausgrenzung, Abwertung und strukturelle Gewalt.
„Solidarität wird […] als hinderlich empfunden, Gleichberechtigung als ›wider die Natur‹“ so die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Im Nationalsozialismus war Sozialdarwinismus zentral – und bis heute ist er ein ideologischer Kernbestand rechtsextremen Denkens.
Rechtsextremismus: Reichweite und Realität
Bereits im Jahr 2020 war Rechtsextremismus im Vormarsch und die Gewaltbereitschaft unter Tatverdächtigen nahm spürbar zu. Über 32.000 Extremisten wurden identifiziert.
Hunderttausende folgen rechtspopulistischen Medien wie dem Magazin „Compact“, das laut Bundesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde.
Millionen unterstützen die Inhalte der Partei AfD über soziale Netzwerke – trotz ihrer Einstufung als rechtsextreme Organisation durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV).
Und dennoch erklärte Friedrich Merz am 5. Juni 2025 in Washington, Deutschland sei „von der Herrschaft der Nationalsozialisten befreit worden“.
Was bedeutet es, „befreit“ zu sein – wenn rechtsextreme Ideologien nicht nur fortbestehen, sondern sich ausweiten?
Wenn Recht zur Selektion wird
Zwar wird öffentlich intensiv über Rechtsextremismus diskutiert – doch die Konsequenzen bleiben mehr als aus.
Der französische Soziologe Émile Durkheim formulierte, dass das Strafrecht der sozialen Kontrolle dient und die kollektive Ordnung schützt.
Im Jahr 2024 erreichte die Zahl politisch motivierter Straftaten einen historischen Höchststand: 84.172 Fälle – ein Anstieg um über 47 Prozent.
Sieht das nach Kontrolle aus?
Der Widerspruch zwischen historischen Bekenntnissen und aktueller Strafverfolgung ist nicht nur rhetorisch – das Strafrecht gegen den Rechtsextremismus hat nicht funktioniert.
Wenn Recht zur Selektion wird, ist Gesellschaft ohne Kontrolle. Ein Recht, das zur Integration dienen sollte, wird zur Methode der Selektion. Dann wächst, was nicht begrenzt wird. Und was nicht begrenzt wird, gerät außer Kontrolle. Der Westen – einst Bollwerk gegen Faschismus – droht selbst zur Front von innen zu werden.
Und dann? Dann war das angeblich nicht gewollt?
Gegen das Schweigen – für klare Haltung
Der Westen präsentiert sich als ein Hort der Gerechtigkeit – und dennoch ereignen sich täglich Ungerechtigkeiten, die durch dieselben Strukturen legitimiert werden. Zahlreiche Menschen verharren in Schweigen – sei es aus Furcht vor den möglichen Konsequenzen oder im Glauben, dass Neutralität ein Ausdruck von Objektivität darstelle. Wer jedoch einen genauen Blick darauf wirft, wird erkennen: Unrecht zu dulden bedeutet, es fortbestehen zu lassen. Es bedarf einer deutlichen Klarheit. Haltung. Zivilcourage. Neutralität findet ihre Grenzen an dem Punkt, an dem das System Leid hervorbringt.
Die Mission der Injustice Chronicle
The Injustice Chronicle markiert den Auftakt zu einer tiefgreifenden dokumentarischen Auseinandersetzung mit dem Thema des strukturellen Unrechts. Nicht als Plattform für Meinungen – vielmehr als Archiv der Ausgrenzungen, als Chronik der systemischen blinden Flecken.
Unsere Mission besteht darin, strukturelles Unrecht ans Licht zu bringen:
- Fall für Fall.
- Beleg für Beleg.
- Instanz für Instanz.
Für ein gerechtes Recht – im Widerstand gegen konstruierte Ungleichheit.
Wir streben nicht nach einer Vereinheitlichung, sondern nach dem Recht auf Gleichheit. Denn: Ungleichheit ist kein unveränderliches Naturgesetz. Sie wird geformt – durch Strukturen, Entscheidungen und das Ausbleiben von Handlungen.
Gemeinsam gegen Ungleichheit.
Gleichheit beginnt dort, wo strukturelle Ungerechtigkeit nicht länger verdeckt bleibt.
📊 Quellen:
